Hätte nicht schon ein bekannter Automobilherstellermit den Markenslogan „Vorsprung durch Technik“ für sich verbucht, wäre der Spruch ebenso treffend für Altmann Fördertechnik. Denn hier in der Nähe des Chiemsees entstehen Krane mit einer Tragkraft von bis zu 30 Tonnen und einer Spannweite von bis zu 30 Metern. Und auch der größte Reinraumkran, der im synchronisierten Betrieb 60 Tonnen heben kann, wurde hier in Albaching gebaut. Robert Altmann sagt: „Neben uns gibt es meines Wissens nur noch zwei Firmen weltweit, die in der Lage sind, Reinraumkrane in dieser Größenordnung herzustellen.“ Er erinnert sich an den ersten Reinraumkran, den er 2008 zusammen mit seinem Vater konstruiert und gefertigt hatte: „Dieser hatte eine Tragkraft von 500 Kilogramm. Allerdings hatten die Reinräume damals auch eher ‚putzige‘ Dimensionen und die Lasten waren übersichtlich.“
Mit dieser ersten Entwicklung eines Reinraumkrans 2008 war der Grundstein für die weitere Spezialisierung auf Reinraumkrane gelegt und das Unternehmen konnte zunehmend Aufträge aus vier Branchen gewinnen, die hier zunehmend Bedarf anmeldeten: Die Halbleiterindustrie, die Pharma- und Rüstungsindustrie sowie die Luft- und Raumfahrttechnik.
Blick zurück auf die Anfänge
Die Spezialisierung auf Reinraumkrane war nicht von Anfang an gegeben. Vater Josef arbeitete vor der Gründung als Handelsvertreter für Krananlagen und war Niederlassungsleiter bei der Firma Günter Stahl in München. Er und Sohn Robert hatten erkannt, dass Firmen zunehmend Bedarf an maßgeschneiderten Krananlagen haben, so wurde die Idee geboren, individuelle, auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene Spezialkrane zu entwickeln.
Im Juni 1995 ließen sie die Firma Altmann Fördertechnik ins Handelsregister eintragen. Josef Altmann brachte die Kontakte und sein unwahrscheinliches kaufmännisches Gespür ein, Robert Altmann sein fundiertes betriebswirtschaftliches als auch technisches Wissen ein. Zwei Jahre später stieg auch Sohn Achim in die Firma mit ein. Der Handelsfachwirt hatte ein Studium zum Wirtschaftsingenieur absolviert. Seit 2008 ist er Mitglied der Geschäftsleitung. Fünf Jahre nach der Gründung der Firma in Ebersberg im Osten Münchens ergab sich die Gelegenheit, nach Albaching umzuziehen. 2000 entstand dort die erste Werkshalle, die heute noch Bestand hat. 2012 konnte ein größeres Grundstück im Osten von Albaching erworben werden. 2015 wurde eine weitere Produktionshalle in Betrieb genommen. Auf 11.000 Quadratmeter befinden sich heute zwei Produktionshallen und das Verwaltungsgebäude, in denen die Spezialkrane und Sonderanlagen konzipiert und gefertigt werden.
Abb.1: Geschäftsführer Robert & Achim Altmann
Die hohe Fertigungstiefe von deutlich über 70 Prozent zahlte sich vor allem während der Corona-Krise und dem Beginn des Ukraine-Kriegs aus. Bis auf die Lieferung von elektronischen Komponenten und Stahl war man zum großen Teil unabhängig von Lieferanten.
Innovation meets Tradition
Heute beschäftigt Altmann Fördertechnik 53 Mitarbeiter und bildet acht junge Menschen aus: zum Mechatroniker, Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker, Konstruktionsmechaniker und technischen Produktdesigner. Die Geschäftsführer legen großen Wert auf die umfassende Ausbildung „von der Pike auf“. Altmann Fördertechnik bietet interessierten Schülern die Möglichkeit, während eines einwöchigen Praktikums in die Kranwelt „reinzuschnuppern“. Junge Menschen können sich so einen Einblick verschaffen, ob sie hier bei dem oberbayerischen Vorreiter in Sachen Krantechnik „mittüfteln“ möchten.
Auch wer sich für eine Ausbildung interessiert, hat gute Chancen, diesen Herbst einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Außer für die Ausbildung zum technischen Produktdesigner gibt es noch freie Plätze – und Bewerber und Bewerberinnen sind willkommen.
Abb.2: Team Altmann GmbH
Robert und Achim Altmann sind stolz auf ihre Mitarbeiter, die in ihrem Metier immer das technisch Machbare ausreizen wollen und so Standards in der Branche setzten. Die Auszeichnungen der letzten Jahre sind hier der Beleg dafür und Ansporn für alle, weiter zu machen. 2023 gab es gleich zwei Mal Grund zum Jubeln. Altmann wurde als eine von acht Firmen mit dem Bayerischen Mittelstandspreis 2023 ausgezeichnet. Im gleichen Jahr zeichnete des Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) auf der LOUNGES2023 in Karlsruhe eine Innovation aus dem Hause Altmann mit dem dritten Platz des Reinheitstechnikpreises „REINER“ aus. Ein Jahr zuvor war der Halbautomatikkran mit Pendeldämpfung für den Innovationsaward Cleanzone nominiert worden.
Meilenstein-Projekte in Berlin und Mekka
Dass sich das Unternehmen national wie auch international einen Ruf als Kranspezialist erworben hat, belegen diese besonderen Projekte: die Movable Skylights in Mekka, zahlreiche Reinraumprojekte im Europäischen Ausland und die Schiebewand für das Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin.
2009 wurde auf dem Gelände des Bendlerblocks vor dem Verteidigungsministerium in Berlin das Ehrenmal für deutsche Soldaten eingeweiht. Die Firma Altmann war mit dem Gesamtkonzept der Schiebewand zum Schutz des Ehrenmals beauftragt. „Durch unsere Erfahrung im Sonderkranbau konnten wir mit unserem Konzept überzeugen. Die komplette Realisierung der Schiebewand inklusive der Erstellung einer prüffähigen statischen Berechnung, und der Schaltpläne erfolgte bei uns im Haus“, erinnert sich Robert Altmann. Achim Altmann fügt hinzu: „Die besonderen Herausforderungen lagen zum einen darin, dass die Schiebewand bis zu einer Windstärke 7 funktionstüchtig sein sollte und mit einer Größe von 18,25 x 8 m eine große Windangriffsfläche bot. Die Antriebe wurden von uns elektronisch synchronisiert und die komplette Technik wurde in den Rahmen der Schiebewand integriert. Zum anderen musste die Wand einbruchsicher durch eine Hydraulikverriegelung sein, die nach außen unsichtbar sein sollte.“
Auch für ein außergewöhnliches Projekt in Mekka überzeugten das Konzept und die Ausführung von Altmann. Riva Engineering entwickelte und installierte eine Serie von zwölf Dachkonstruktionen für die Heilige Moschee – die Movable Skylights. Altmann Fördertechnik verantwortete das Antriebs- und Hubsystem, mit dem die zwölf Dächer der Moscheen vollautomatisch angehoben, geöffnet und geschlossen werden. „Die besondere Herausforderung dabei waren die hohen Sicherheitsanforderungen, da im Brandfall das Verfahren der Dächer zur Entrauchung der Moscheen dient“, so Robert Altmann.
Optimistisch in die Zukunft
In den vergangenen Jahren hat Altmann Fördertechnik zunehmend internationale Aufträge abgewickelt. Das Kerngeschäft liegt zwar nach wie vor in Deutschland und Europa, aber Krane aus oberbayerischer Produktion wurden auch nach Asien, Südamerika und Afrika exportiert.
Altmann wird sich in Zukunft verstärkt Lösungen widmen, die die Automatisierung von Materialfluss-Prozessen unterstützt und die Produktivität steigern, und die angesichts des Fachkräftemangels zunehmend gefragt sind. Die Auftragsbücher sind gefüllt. Für die Herausforderungen der kommenden Jahre sieht sich Altmann aufgrund der Expertise und der Leidenschaft seiner Mitarbeiter bestens aufgestellt. Die Identifikation der Mitarbeiter mit der Firma ist hoch – weil sie vor allem dazu beitragen, Maßstäbe in der Reinraum-Krantechnik zu setzen.